Um an Holunderbeeren zu kommen bedarf es ein wenig an Geschick. Das fängt damit an, dass man nicht in Flip Flops los zieht, um die Frucht zu ernten, sondern einen festen Schuh trägt. Nur so trickst man die Brennnesseln aus, die an jedem Schloot {Plattdeutsch für Graben;} rumstehen und nur darauf warten das Menschen wie ich, einfach los düsen, ohne groß darüber nachzudenken was einem so alles passieren kann, wenn man unvorbereitet ist. Meine Tour wurde zu einer Tortur am frühen Morgen. Das Schönste vorweg: Wunderschöne Rehe überquerten meinen Weg. Es ist so traumhaft, wenn sie einen klitzekleinen Moment innehalten und sich dann doch entschließen so flott wie möglich an dieser komischen Hausfrau vorbeizukommen die da mit großem Eimer und bunten Gummistiefeln bewaffnet am Grabenrand steht und sich sehnlichst eine Leiter wünscht. Warum sind die leckersten Beeren immer so weit oben! Das war der schöne Teil meines Ausflugs. Jetzt erzähle ich euch was noch so passierte.
Da ich auf`s offene Land rausfahren wollte;) schnappte ich mir kurzerhand den Geländegängigen Wagen meines Mannes. Schließlich pflückt man stilecht Holunderbeeren und fühlt sich wie ein kleiner Farmer. Die erste Anlaufstelle bescherte mir hüpfende Rehe, aber leider keine Beeren. Kurz überlegt und die 25 km wieder zurück zu einem weiteren Holunderbeerenspot. Man kennt ja so seine Felder und Wiesen. Auf dem Stück zwischen meinem zu Hause und dem Ziel kam folgende SMS vom Gatten: Wo bist du? Um neun habe ich einen Termin beim Steuerberater und die Ordner sind alle in meinem Auto. Es war 8:53. Kein Problem für mich! Zack, Wendehammer und gedreht. Kurz vor der Haustür, sagen wir mal es waren so 1,5 Minuten, kommt eine zweite Nachricht. Ich habe den Termin verlegt. Du kannst dir ZEIT lassen. Ich meine, spätestens da vermutet man eine versteckte Kamara hinter sich und fühlt sich leicht verhohnepipelt. Ach, was soll`s! Drehen kann ich gut und auf ein Neues. Angekommen am Ziel blitzten mich schon die Holunderbeeren an. Der Wagen geparkt, den Eimer geschnappt und los. Beim parken knackte es einmal ziemlich laut. So, als wenn ein alter Ast zerbricht. Kurz gewundert und hopp zum Pflücken. So richtig aus dem vollen schöpfen war da leider auch nicht möglich. Aber, es sollte immerhin für ein paar kleine Flaschen Holunderbeerensaft und Gelee reichen. Alles verstaut im Kofferraum startete ich den Wagen und wurde mit einem Konzert überrascht. Das war jetzt absolut kein Wunschkonzert. Alles blinkte und zeigte Warnungen an. Handbremsenfehler. Systemsuche. Kein fahren möglich. Oweia, das da vorhin war gar kein alter Ast. Die Handbremse hatte sich festgesetzt. Im Zeitalter des Handys rief ich den Gatten an, der sein Frühstück stehen ließ, um mich zu retten. Zwischenzeitig hatte ich einen Mechaniker angerufen, der mir durchs Telefon erste Hilfe leistete. Das funktionierte leider nicht. Wir mussten die gelben Engel rufen und saßen da nun zwischen Holunderbeeren, Gummistiefeln und Frühstückshunger. Wir hatten ja nun auch meinen Wagen vor Ort und ich bin dann mal los gedüst, um Kaffee und belegte Brötchen zu kaufen. Ich meine, es hat ja was, so früh am Tag, auf der Heckklappe zu sitzen, und mitten in der Natur gemeinsam zu frühstücken. Die gelben Engel hatten übrigens das perfekte Werkzeug um die Bremse zu lösen und wir kamen um ein Abschleppen in die Werkstatt drumrum. Man kann sich vorstellen, das so ein kleines Törtchen doppelt köstlich schmeckt, wenn man die Geschichte dahinter kennt. Die wird dann im Winter genauso aufgewärmt wie der Saft;)
Bevor ich es vergesse, gibt es auch noch ein Rezept für diesen rosa Traum. Lässt sich super vorbereiten und geht wirklich schnell, abgesehen von der Kühlzeit.
Rezept für 8 kleine rosa Törtchen: 150 ml Holundersaft| 7 Blatt Gelatine| 500 g Creme Fraiche| 250 ml Schlagsahne| 60 g feinster Zucker| ein paar gefrorene Brombeeren für die Deko.
Für den Saft habe ich Holunderbeeren gepflückt;) Die Beeren mit kaltem Wasser abspülen, abtropfen lassen und in einem großen Topf zum Kochen bringen. Sobald die Beeren platzen den Topf von der Herdplatte nehmen. Da ich keinen Entsafter besitze, habe ich ein Baumwolltuch über ein Sieb gelegt und dieses dann über eine große Schüssel. Ich fülle die heißen Beeren ins Tuch und drehe es immer weiter zu und presse somit den Saft heraus. Klappt ganz wunderbar. Den Saft gebe ich mehrfach durch ein feinmaschiges Sieb und verarbeite ihn weiter zu Gelee { mit Gelierzucker}. Oder koche ihn mit Zucker {je nach Gusto} kurz auf für den berühmten Holunderbeersaft, der einem im Winter durch die Erkältungszeit hilft.
Die Gelatine in kaltem Wasser einweichen. Mit dem Handmixer die Creme Fraiche zusammen mit dem Zucker für ca. 3 -4 Minuten aufschlagen. Die Gelatine auswringen und mit dem Holundersaft erwärmen bis sie sich aufgelöst hat. Den Saft dann zu der Creme geben und gut verrühren. Ab in den Kühlschrank damit und sobald die Masse anfängt zu gelieren, kommt die geschlagene Sahne dazu. Alles gut miteinander vermengen und in kleine Förmchen füllen. Ich nutze Silikonformen. Man bekommt die Törtchen sehr gut heraus, wenn die Form einige Minuten bei Zimmertemperatur gestanden hat. Ist keine passende Silikonform zur Hand, platziert man Dessertringe auf kleine Teller und befüllt sie mit der Creme. Wichtig ist, dass die Creme gut durchzieht. Am besten über Nacht. Zum Verzehr auf einem Teller servieren und mit geeisten Brombeeren dekorieren {optional}. Wer seinem Dessert etwas mehr Zunder geben möchte, der gießt einen Holundersaft Fruchtspiegel auf den Teller. Jeder wie er mag.
Die kleinen Törtchen sind ganz soft und fluffig in der Konsistenz und schmelzen auf der Zunge. Der Holunder beglückt beim Abgang mit seinem unvergleichlichem Geschmack und erinnert an wunderschöne Rehe, die durch den Morgentau hüpfen. Mehr noch als an eine elektronische festgefahrene Handbremse;) Macht es euch gemütlich, genießt den Spätsommer und denkt an die Gummistiefel beim nächsten Ausflug.
♡ Lisbeths
Sorry, Karin, so romantisch es auch gewesen sein mag, da gemeinsam im Nirgendwo zu frühstücken, ich werde es wohl lieber nicht versuchen Dir nachzueifern. 😉 Ich habe ja jedes Mal ein wenig Angst wenn wir irgendwo im Nirgendwo spazieren gehen oder Obst pflücken, dass das Auto dann nicht mehr anspringt. An die Handbremse hab ich noch gar nicht gedacht….
Am Wochenende konnte ich auch ein paar Holunderbeeren pflücken. Der Korb war voll und ich so stolz… zu Hause angekommen wurden sie gleich eingekocht und was blieb übrig? Saft für eine Flasche. Man man man was für eine Ausbeute. 😀
Dein Törtchen klingt traumhaft, da haben sich die Strapazen allemal gelohnt.
Liebe vorwochenendliche Grüße
Sarah
Liebe Sarah ❤️ach, weißt du- wenn man auf dem Acker ( Nähe Stadt ) lebt gewöhnt man sich an alles.
Da hast Du recht. 😀
Oooh, das sieht wieder köstlich aus! Jedes Mal wenn ich bei Dir vorbeischaue, kriege ich so einen richtigen LUSTVOLLEN Genusshunger!!! Hör auf damit!!! Ich platze bereits aus allen Nähten!!!!!!!!!
Liebe Grüße
Mariola
Hallo Mariola
das törtchen sieht einfach traumhaft aus liebe karin!! immerhin gabs bei allem stress ein frühstück im grünen, das klingt jedenfalls ganz wunderbar.
liebste grüße aus berlin <3
Hallo Berlin 🙂
Dankeschön 🙂 Freu mich so über eure Kommentare 🙂
xx Karin
Liebe Karin,
ich glaube, nach der Geschichte wäre mir die Lust an der Verarbeitung des Holunders vergangen.
Aber ich finde es schön, dass Du uns auch an Deinen Geschichten teilhaben lässt, die zu dem Rezept gehören.
Es ist einfach ein Stück aus dem Leben genauso wie das Backen und Kochen.
Danke für das leckere Rezept.
Hallo Kerstin 🙂
Och, weisst du das Ganze spielte sich ja in einem Zeitraum zwischen 7:00 und 10:00 ab – da war ich quasi noch im Tiefschlaf und da regt mich nix auf 😉 Der Holunder sollte da nun nicht drunter leiden und so kleine Abenteuer lassen sich genauso schön aufwärmen wie der Saft 😉 Hab du einen schönen Abend und liebe Grüße
Karin
Huhu,
Du hast einen traumhaft schönen Blog mit wunderschönen Bildern! Werde hier immer wieder gerne reinschauen!
Liebe Grüße,
Silke
Willkommen liebe Silke 🙂
Das freut mich sehr! Lieben Dank und sonnige Grüße
Karin
Ich war am Wochenende im Wald auch auf der Suche nach Holunderbeeren. Leider waren sämtliche Bäume entweder leer oder die Beeren waren verschrumpelt. Naja, neuer Versuch nächstes Weekend. Ich würde doch soooo gerne deine Törtchen machen. Wünsch mir Glück, dass ich doch noch welche finde.
Liebe Grüsse aus der Schweiz!
Hallo liebe Nic 🙂
Also, hier im Norden sagt man: Immer die erste Woche im September pflücken. Ich hatte aber auch Pech an verschiedenen Stellen. Kleine Feldwege absuchen;) Ganz viel Glück und süße Grüße
karin
Lisbeth(s) allein in der Feldmark ;o)) herrliche Geschichte am frühen Morgen. Ich hatte gerade einen wundervollen Kindheitsflashback zum Thema Beeren pflücken in der Wildnis, Brennesseln und – auch wenn sie bei Dir gerade nicht vorgekommen sind – Eidechsen im Graben. Und dann legst Du noch nach mit diesen rosaroten eisig-pudrigen kleinen Fliederbeer-Teilen und gefrosteten Brombeer-Beauties. Ich liebe diesen Post!!! Hab es gut und Obacht in der Wildnis ;o)
Hihi* deine Kommentare erheitern mich allerdings auch sehr liebe Astrid!! 🙂 Ja, man muss Obacht geben in Wald und Flur. Nicht das da noch ein kleines Reh auf der Rückbank Platz nimmt und an meinem Kaffee to go nippt. Eidechsen? Ich hatte merkwürdige Begegnungen mit kleinen Salamander……lange ist es her! 😉
Hab einen pudrigen Mittwoch
xx Karin
meine liebe karin,
gefühlt saß ich beim lesen deiner geschichte die ganze zeit auf dem rücksitz (diesmal leider ohne gin&tonic), und begleitete dich auf deiner abenteuerlichen holunderbeerenjagd!
herrliche geschichte, herrliche crémetörtchen, herrliche lisbeths!
un besito!
deine christine
Hach*** Christine,
das freut mich so das ich dich so ganz ohne Gin und ohne Tonic unterhalten konnte! Lieben Dank für dein herrlich*
hab einen flotten Mittwoch und ganz liebe Grüße von Bambi und mir.
xx Karin
Liebste Karin,
Was für eine wundervolle und lustige Geschichte am frühen morgen, ich hab ja so gelacht 🙂 Als du geschrieben hast: es gab nen Knall dachte ich sofort : O o Knall und Auto- das hört sich nicht gut an. Ich finde aber, Ihr habt das toll zusammen gelöst und das mit den Holunderbeeren hat ja auch noch geklappt 🙂
Viele Grüße von Mareike
Good Morning Berlin 🙂
Ja, immer was los hier im Hause Lisbeths. Unter vollem Einsatz die Holunderbeeren gejagt und Glück gehabt;)
Hab einen wunderschönen Mittwoch liebe Mareike.
xx Karin